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Kollektives Burnout – Warum wir uns wie alte Handys fühlen

Kennst du das? Dein Handy lädt über Nacht brav auf 100 Prozent, doch kaum öffnest du ein paar Apps, bist du wieder bei zehn. Willkommen im Dauer-Sparmodus. Nicht nur für Smartphones – sondern auch für uns.


Wir sind eine Gesellschaft auf Low Battery. Ständig aktiv, immer erreichbar, aber mit chronisch leerem Akku. Viele glauben, sie hätten ein Zeitproblem. In Wahrheit haben sie ein Energieproblem. Und genau wie alte Handys, die nur noch im Energiesparmodus funktionieren, laufen auch wir irgendwie weiter – aber effizient ist das nicht.


Kaffee als Turbo-Ladekabel. Gibt kurz Energie, zieht danach aber noch mehr. Netflix und Social Media als Ladepause. Fühlt sich nach Abschalten an, ist aber Dauerbeschallung für unser Gehirn. Urlaub als Rettungsanker. Zwei Wochen Reset, danach wieder Vollgas.


Pausen? Machen wir irgendwann. Später. Vielleicht im Urlaub. Vielleicht nächstes Jahr. Vielleicht nie.


Schwartz und Loehr bringen es in The Power of Full Engagement auf den Punkt:„Es geht nicht darum, Zeit zu managen, sondern Energie.“

Und genau hier liegt unser Denkfehler. Wir planen Meetings, To-Dos, Deadlines. Aber nicht unsere Regeneration.


Dabei wissen wir es eigentlich besser. Ein Gerät, das ständig in Benutzung ist, aber nie richtig lädt, hält nicht lange durch. Wir laden es nicht erst auf, wenn es sich abschaltet. Warum also tun wir genau das mit uns selbst?


Ein Energie-Zeitfenster ist keine „Pause“. Sondern strategisches Auftanken. 

Nicht irgendwann, sondern jeden Tag. Ein fester Termin mit dir selbst, den du genauso ernst nimmst wie ein Meeting mit dem wichtigsten Kunden.


Mindestens 15 Minuten ohne Ablenkung. Kein Handy, keine Mails, kein Multitasking. Statt Reizüberflutung echte Regeneration. Ein Spaziergang, Musik, Stille, bewusstes Atmen. Was auch immer funktioniert. Hauptsache, bewusst.


Das klingt simpel. Ist es aber nicht. Denn genau das fällt uns am schwersten. Pausen fühlen sich oft wie verlorene Zeit an. In der man produktiv sein könnte. Also sparen wir uns die Pause – und zahlen den Preis später.


Wer nachhaltig Leistung bringen will, muss sich selbst genauso ernst nehmen wie einen Akku. Ein leerer Akku hat keine Wahl. Er schaltet sich irgendwann einfach aus. Und dann? Dann ist Pause keine Option mehr, sondern ein Zwang.


Cal Newport spricht in Deep Work von „No-Input-Zonen“ – Inseln der Stille in einem Ozean aus Reizüberflutung. Genau das ist dein Energie-Zeitfenster. Eine Schutzmauer gegen den Dauerbetrieb.


Ein Handy mit schwachem Akku nervt. Ein Mensch mit leerem Akku funktioniert. Aber auf Kosten der Lebensqualität.


Wann hast du das letzte Mal wirklich aufgeladen? Nicht dein Handy – dich?

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