Wenn dein Arbeitskollege dein Arschengel ist und warum das gut ist
- Romaine Zenklusen
- 12. Sept.
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 5 Tagen
Letzter Betriebsausflug.
Sonne, Musik, gute Stimmung und am Ende des Tages der Satz meiner Coachee:
„Es war so schön! Zum Schluss sind wir noch bei einem tollen Italiener gelandet.“
Doch irgendetwas stimmte nicht.
„Naja… Max war mit auf dem Ausflug.“
Max – Head of Marketing.
Und, wie ich sagen würde: ihr persönlicher Arschengel.
Was ist ein Arschengel?
Der Begriff stammt von Robert Betz. Ein Arschengel ist dieser eine Mensch, der zuverlässig alle unsere Knöpfe drückt. Er triggert, reizt, provoziert und schafft es doch, dass wir immer wieder an ihn denken.
Unser Ego empfindet ihn als „Arsch“. Aber sein tieferer Sinn: Er zeigt uns, wo wir selbst noch innere Arbeit zu tun haben.
Arschengel sind die Postboten unserer Themen. Sie liefern uns denselben Brief immer wieder, bis wir ihn endlich öffnen:
„Schau hin. Dieses Thema schleppst du schon ewig mit dir herum. Willst du es nicht endlich klären?“
Das ist der Engel-Anteil. Unangenehm, aber heilsam.
Warum wir Konflikte lieber aushalten als ansprechen
Meine Coachee findet Max unerträglich: Seine Kommentare sind herablassend. Sein Ton ist spitz und ihr Gefühl immer ohnmächtig.
„Dann sag ihm das doch“, schlage ich vor.
„Nein, kann ich nicht“, sagt sie.
Kenne ich, denke ich und trotzdem ist es typisch.Wir halten Sticheleien, Missgunst oder passive Aggression oft jahrelang aus und das Ansprechen scheint uns gefährlicher als das Schweigen.
Warum eigentlich? ich schätze, die Harmonie, die wir beschützen wollen, ist längst verloren. Was bleibt, ist ein scheinbarer Frieden.
Wie du einem Arschengel klar begegnest
Wenn du einem Menschen begegnest, der dich wiederholt triggert, hilft eines: Klarheit. Kein Drama, kein Rückzug, sondern ruhiges Benennen.
Eine gute Methode ist die Doppeldeckerfrage (nach Kuschik):
„Du wirkst genervt, bist du genervt?“ oder: „Du wirkst von oben herab. Ist mir schon öfter aufgefallen.Was du sagst, klingt herablassend. Bist du herablassend?“
Diese Fragen stellen Spiegel auf, keine Fallen. Die meisten rudern dann schnell zurück und wenn nicht, reicht ein Satz:
„Dann bin ich ja froh, dass ich nachgefragt habe.“
Punkt. Kein Rechtfertigen, kein Streit. Nur Klarheit.
Was du durch Arschengel über dich selbst lernst
Arschengel tauchen nicht zufällig in unserem Leben auf. Sie zeigen uns, wo wir uns selbst noch klein machen, anpassen oder vermeiden, ehrlich zu sein. Sie fordern unsere Selbstführung heraus, besonders im Business-Kontext, wo Machtspiele, alte Rollenbilder und unausgesprochene Spannungen häufig sind.
Wer lernt, diese Dynamiken zu lesen und klar anzusprechen, führt nicht nur andere besser, sondern auch sich selbst.
Fazit: Wachstum durch Reibung
Arschengel sind unbequem aber sie bringen uns in Bewegung. Sie helfen uns, unsere Grenzen zu spüren, unsere Stimme zu finden und alte Muster loszulassen.
Das ist kein spirituelles Konzept, sondern ein zutiefst menschliches Lernfeld: Selbstführung beginnt da, wo wir aufhören, uns zu ducken.
Wie gehst du mit deinen Arschengeln um? Sprichst du an, was dich triggert oder hältst du noch den Frieden?
Romaine




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