top of page

Wertschätzung ist kein Obstkorb


Du kannst jeden Montag einen Korb frisches Bio-Obst hinstellen. Wenn sich deine Mitarbeitenden innerlich leer fühlen, bringt das genau gar nichts.


Es klingt hart, ich weiss. Aber solange Wertschätzung im Unternehmen auf Feelgood-Accessoires reduziert wird, bleibt sie ein Placebo. Zwar nett gemeint aber wirksam wie Kamillentee gegen einen Bandscheibenvorfall.


Das Problem ist nicht der Apfel. Sondern die Illusion, damit wäre es getan.


Was viele Organisationen für Wertschätzung halten, ist in Wahrheit gut verpackte Ablenkung von echten Themen und von den Spannungen, die keiner anspricht. Von den Strukturen, die Menschen klein halten, statt sie zu befähigen und von der Angst, die entsteht, wenn man anfängt, sich ehrlich zu zeigen.


Es ist leicht, Dankeskarten zu schreiben.

Es ist schwer, Verantwortung abzugeben.

Es ist leicht, Applaus zu spenden.

Es ist schwer, zuzuhören, wenn jemand Kritik äussert.


Was ich in meiner Arbeit immer wieder sehe: Die meisten Führungskräfte wollen Wertschätzung zeigen. Wirklich wirklich. Aber sie wurden selbst nie darin ausgebildet. Nicht im Studium, nicht im System, nicht im Unternehmen. Also greifen sie zu dem, was sichtbar ist. Zu dem, was nach aussen gut aussieht und hoffen, dass es innen etwas bewegt.


Tut es aber nicht.


Denn Menschen spüren, ob sie gemeint sind. Ob ihre Stimme zählt und ob sie sicher sind, wenn sie ehrlich sprechen. Ob ihr Beitrag Wirkung hat, nicht nur im KPI-Report, sondern im Miteinander.


Echte Wertschätzung beginnt nicht mit einer Massnahme. Sie beginnt mit einer Entscheidung. Nämlich der Entscheidung, Menschen wirklich zu sehen. Nicht als Rollen, nicht als Ressourcen, sondern als Menschen, die fühlen, denken, kämpfen, hoffen. Und manchmal einfach nur wissen wollen: Bin ich hier richtig?


Du willst Wertschätzung? Dann sprich aus, was du siehst. Sag Danke, nicht für die Extra-Meile, sondern für das Dranbleiben, wenn es schwierig wird. Frag nach, auch wenn du ahnst, dass die Antwort unbequem wird.


Wertschätzung ist kein Projekt. keine Kampagne, kein Budgetposten. Sie ist eine Einstellung und eine tägliche Entscheidung: für Verbindung statt Kontrolle.


Oder wie ein Mitarbeiter neulich zu mir sagte:„Mir ist egal, ob wir einen neuen Tischkicker bekommen. Ich will einfach wieder das Gefühl haben, dass meine Meinung zählt und ich gesehen werde - ich liebe eigentlich meine Arbeit.“


Wenn das fehlt, nützt auch der schönste Obstkorb nichts, weil niemand innerlich satt wird von Symbolen.


Also: Was wäre, wenn wir aufhören würden, Wertschätzung zu zeigen – und stattdessen anfangen, sie zu leben?


Persönliches Takeaway: Menschen brauchen kein Dankeschön in Grossbuchstaben. Sie brauchen das Gefühl, gesehen zu werden.


Romaine

Kommentare


bottom of page